Menu Close

Eigenblutbehandlung – kein Doping, aber trotzdem enorm wirksam!

Dr Doyscher Orthopaedie Sportmedizin Eigenblut Therapie

Mit der Bezeichnung „Eigenblutbehandlung“ sind hier die relativ neuen biologischen Verfahren zur Injektionsbehandlung von Verletzungen und Überlastungsproblemen des Bewegungsapparates z.B. von Muskeln, Sehnen, Faszien und Gelenken gemeint, bei denen speziell behandelte Bestandteile des körpereigenen Bluts verwendet werden.

Das hat nichts mit Doping zu tun!

Wichtig: beim sog. „Blutdoping“ werden sehr viel größere Mengen Blut entnommen und in aufbereiteter Weise zu einem späteren Zeitpunkt in die Blutlaufbahn zurückgeführt, um so die Ausdauerleistung durch die zusätzliche Transportkapazität für Sauerstoff zu verbessern. Wir haben uns einem fairen und sauberen Sport verschrieben und lehnen solche Praktiken daher aufs Schärfste ab!! 

Bei unseren Eigenblutbehandlungen handelt sich um eine gezielte Injektion von sehr geringen Mengen vorbehandelter Blutbestandteile wie bebrütetes Serum oder konzentrierter Blutplättchen im Bereich des Bewegungsapparates.

Allen Verfahren gemein ist, dass durch physikalische Behandlung (Zentrifugation, Bebrütung etc.) die für die Heilung wertvollen Bestandteile des Blutes in ihrer Konzentration erhöht werden und dann an bzw. in die Zielstruktur (z.B. Bandverletzung, geschädigtes Gelenk etc.) gespritzt werden.

Dr Doyscher Orthopaedie Sportmedizin Eigenblut ZentrifugationWichtig: wie alle passiven Anwendungen können auch die Injektionsverfahren, unabhängig mit welchen Substanzen und Techniken, eine dauerhafte Heilung nicht allein herbeiführen. Es sind keine Allheilmittel und es gibt keine Garantie für den Erfolg auch, wenn er bei richtiger Behandlung häufig eintritt. Nicht ein Präparat oder Verfahren hilft für Alle und Alles, sondern es gilt für den individuellen Patienten das richtige Verfahren zur richtigen Zeit zu finden.

Passive Maßnahmen wie Spritzen, Stoßwelle oder manuelle Therapie (Chirotherapie) reichen in der Regel allein nicht aus: sie können nur Impulse setzen und damit Entwicklungen anstoßen und verstärken, die zur Heilung führen. Sie sollten daher in ein umfassendes Konzept mit aktiver Beübung / Trainingstherapie und physiotherapeutischen Anwendungen und Eigenübungen integriert sein.

Die von uns durchgeführten Verfahren zur Eigenblutbehandlung (PRP und BCS s.u.) sind frei von Chemie oder anderen künstlichen Stoffen, dem zur Herstellung von Ihnen entnommenen Eigenblut werden keine Substanzen zugefügt. So besteht in der Regel kein Risiko für allergische Reaktionen, da nur Bestandteile Ihres körpereigenen Blutes zum Einsatz kommen.

Generell ist die Gefahr für schwere unerwünschte Nebenwirkungen im Vergleich mit chemisch hergestellten Medikamenten extrem niedrig.

Die Wirkmechanismen von Eigenblutbehandlungen sind vielfältig und unterscheiden sich je nach Herstellungsverfahren in z.T. entscheidenden Details.

Allen gemeinsam ist, dass sie einen in der Regel durch die enthaltenen Botenstoffe (wie z.B. Gewebshormone, Interleukine und Resolvine) sehr rasch einsetzenden schmerzstillenden und entzündungsregulierenden Effekt haben, der meist bereits nach wenigen Tagen einsetzt und gerade bei wiederholter Anwendung über viele Wochen bis Monate anhalten kann. So wird bei der Arthrosetherapie (Behandlung von Gelenkverschleiß) in vielen Studien eine Wirkdauer für die von uns verwendeten Methoden bis über 6 Monate beschrieben.

Beim Einsatz nach Verletzungen oder Überlastungsreaktionen wie z.B. Sehnenansatzentzündungen kann in Kombination mit der richtigen aktiven Rehabilitation eine dauerhafte Ausheilung ermöglicht werden. Wichtig scheinen hierbei neben den entzündungsregulierenden Bestandteilen die enthaltenen Wachstumsfaktoren zu sein, also Stoffe, die die Regeneration, Vermehrung und Ausreifung von Zellen steuern. Sie können die Heilung von verletztem und geschädigtem Gewebe anregen und beschleunigen. Dies erklärt neben der schmerzstillenden Wirkung die oft schnellere Belastbarkeit und den schnelleren Wiedereinstieg in den Sport nach Verletzungen mit diesen Behandlungen. Auch die Gefahr einer nicht ausreichend stabilen Verheilung nach Bandverletzungen wie z.B. dem Syndesmoseriss kann durch eine Eigenblutbehandlung vermindert werden.

Man kann weitestgehend zwei Gruppen dieser Eigenblutderivate unterscheiden:

Platelet Rich Plasma – PRP z.B. ACP:

Beim PRP (Platelet Rich Plasma) wird eine kleine Menge von venösem Blut (s. Abbildung) zentrifugiert und so die Blutbestandteile nach Größe und Gewicht (Dichte) aufgeteilt. Die kleinen Blutplättchen (Thrombozyten), die viele der zuvor erwähnten Botenstoffe und Wachstumsfaktoren enthalten, setzen sich im Röhrchen nach oben ab und können so mit dem Plasma in konzentrierter Form separiert werden.

Bebrütetes Eigenblutserum – BCS (Blood-Clot-Secretome) – z.B. Orthokine

Beim BCS (Blood-Clot-Secretome) handelt sich um ein ähnliches Verfahren wie beim PRP. Auch hier wird eine kleine Menge körpereigenes Blut aus einer Vene, zumeist am Arm, entnommen. Jedoch wird dieses zunächst für 6-9 Stunden bei Körpertemperatur (ca. 37° C) in einem Brutschrank bebrütet.

Vereinfacht führt dies dazu, dass die Zellen im Blutröhrchen, ähnlich wie bei einer Verletzung im Körper, durch die ungewohnte Umgebung und die fehlende Bewegung beginnen, bestimmte Botenstoffe und Wachstumsfaktoren abzugeben (und zusätzlich auch zu bilden). Nach 6-9 Stunden hat dieser Vorgang ein Optimum erreicht und das bebrütete Blut wird zentrifugiert, das Serum/Plasma mit den Botenstoffen separiert und gefiltert. Dadurch lässt sich eine besonders hohe Konzentration von bestimmten und besonders wertvollen Botenstoffen erreichen.

Das Serum enthält dann je nach Herstellung wenige bis gar keine Zellen aus dem Blut mehr.

Der Vorteil neben einer verstärkten entzündungsregulierenden Wirkung ist eine mildere lokale Erstreaktion nach dem Spritzen des bebrüteten Serums (BCS).

Durch die Gabe von aufbereiteten Blutbestandteilen kann es an der Injektionsstelle zu einer vorübergehenden Erstreaktion in Form von Rötung und Schwellung sowie leichten Schmerzen kommen, die durch eine anfängliche Reizung des Gewebes durch das mechanische Einbringen von Flüssigkeit, aber auch durch die erste Reaktion des Körpers auf die Inhaltsstoffe entstehen. Diese Reaktion kann 1-2 Tage anhalten und bessert sich meist rasch von selbst. Sie ist nicht gefährlich und beeinträchtigt die Wirkung bzw. den Erfolg der Therapie nicht.

Wenn Sie gerade an einer Infektion wie z.B. einem grippalen Infekt („Erkältung“) leiden, sollte keine Behandlung mit Eigenblutbestandteilen durchgeführt werden. Infektionen können die Zusammensetzung des Blutes stark beeinflussen und damit den Therapieerfolg beeinträchtigen und die Gefahr für Nebenwirkungen wesentlich erhöhen.

Gleiches gilt für chronisch-entzündliche Erkrankungen und Tumorleiden. Hier muss im Vorfeld eine gründliche Abklärung der Situation und eine individuelle Entscheidung stattfinden.

Auch bei der Einnahme von blutverdünnenden bzw. gerinnungshemmenden Substanzen wie z.B. ASS 100, Marcumar etc. muss vor einer geplanten Behandlung die Medikation geprüft und ggf. vorübergehend umgestellt werden oder alternative Verfahren gewählt werden.

Ein wichtiger Teil der Behandlung ist das Verhalten unmittelbar und in den Tagen nach der Injektion von PRP und BCS.

Zu unterscheiden ist hierbei:

  • Spritze mit BCS oder PRP in ein Gelenk:

Es sollte unmittelbar nach der Injektion eine leichte Bewegung des Gelenks mit wenig Belastung und, sofern möglich, vollem Bewegungsumfang stattfinden, um eine gleichmäßige Verteilung im Gelenk zu erreichen und ein direktes Einwirken auf alle Zielstrukturen zu ermöglichen. Auch eine rhythmische Bewegung mit wenig Widerstand und Stoßbelastung ist in den Tagen nach der Injektion sinvoll, da z.B. der Gelenkknorpel durch den Wechsel von Be- und Entlastung Flüssigkeit aus dem Gelenk besser aufnehmen und verarbeiten kann.

  • Spritze mit PRP oder BCS in/an Muskeln, Sehnen und Bänder:

Direkt nach der Spritze sollte das behandelte Areal möglichst wenig bewegt und nicht belastet oder stark gedehnt werden. Hintergrund ist, dass das eingespritzte PRP oder BCS möglichst lange an der Injektionsstelle verbleiben und vom Gewebe an der Zielstruktur aufgenommen werden soll, bevor es zu stark verteilt und abtransportiert wird.

Es empfiehlt sich daher, nach einer Injektion an oder in Weichteilgewebe 15-20 Minuten liegen zu bleiben. In den nächsten 1-2 Tagen sollte dann nur eine regenerative sportliche Betätigung ohne Impactbelastung und Maximalkraft bzw. Anschlagszuckungen stattfinden, da die Flüssigkeit im Gewebe sonst als Störfaktor wirkt und Nebenwirkungen wie Schwellung und lokale Schmerzen auslösen bzw. verstärken kann.

Hier können Sie Ihrem Körpergefühl vertrauen: fühlt sich das behandelte Areal beschwerdefrei an, können Sie mit gutem Gewissen wieder voll loslegen.

Bei den Eigenblutderivaten PRP und BCS handelt es sich um biologische Verfahren, die zumeist wiederholt angewendet werden müssen, um eine langanhaltende Wirkung zu erreichen. Bei manchen Verletzungen, bei denen nur eine Stimulation der Heilung als Impuls beabsichtigt ist, wie z.B. bei Muskelfaserrissen, kann eine einmalige Injektion ausreichen. Bei langsamer heilenden Geweben wie Sehnen oder bei der Behandlung von Gelenkproblemen hat sich jedoch eine 3-5 malige Gabe sowohl in der praktischen Erfahrung als auch in wissenschaftlichen Studien bewährt.

Die Injektion in ein verletztes oder gereiztes Körperareal kann unangenehm sein. Erschwerend kommt hinzu, dass Eigenblutbehandlungen in der Regel ohne Verwendung von lokalen Betäubungsmitteln (Lokalanästhesie) durchgeführt werden sollten, da diese der angestrebten Wirkung entgegenstehen können.

Um die Unannehmlichkeiten für Sie so gering wie möglich zu halten, verwenden wir spezielle Nadeln (Kanülen) für die Injektion und führen diese unter Ultraschall- oder MRT-Kontrolle durch. Durch diese sehr präzise Technik ist eine schonende und sehr effektive Anwendung gewährleistet. Zudem kann die Einstichstelle unmittelbar nach der Injektion gekühlt werden, was die Beschwerden nochmals deutlich herabsetzt.

Es haben sich viele Dutzend verschiedene Herstellungsverfahren für die Behandlung mit Eigenblutbestandteilen weltweit etabliert von denen auch einige in Deutschland verwendet werden. Sie alle unterscheiden sich in der Zusammensetzung des Endprodukts und haben folglich unterschiedliche Wirkungen und Einsatzmöglichkeiten.

Eine pauschale Aussage lässt sich hier nicht treffen. Wir haben uns dafür entschieden, einige wenige Verfahren anzubieten, mit denen viele Kollegen und wir jahrelange, gute Erfahrungen haben. Das erlaubt es im individuellen Fall, das richtige Verfahren zusammen mit dem Patienten auszuwählen. Wir beraten Sie gerne!